Herausforderung Hofladeneröffnung: Hofladen Steinert
Für die Rubrik „Herausforderung Hofladeneröffnung“ besuchte unsere FÖJlerin Laura Restle sachsenweit Hofläden und interviewte die Hofladengründende bzw. -betreibende, um wertvolle Tipps zur Hofladeneröffnung und zum Betreiben eines eigenen Hofladens zu sammeln.
Direkt neben dem Polenztal – am Rande der Sächsischen Schweiz – befindet sich der Hofladen der Familie Steinert. Dort werden landwirtschaftliche Produkte des eigenen Demeter-Bauernhofes, der Hofkäserei und der eigenen Backstube verkauft. Laura Restle sprach mit Bernhard Steinert.
Wie und wann wurde der Hofladen gegründet?
Wir haben quasi aus der Küche heraus die ersten Brote verkauft. Es hatte sich im Dorf rumgesprochen, dass meine Frau bäckt und es war Interesse da, weshalb wir relativ schnell im Hausflur einen Hofladen eröffnet haben. Das war die erste Stufe. Dann kam die zweite Stufe: Wir haben gemerkt, der Laden läuft gut, wir haben jetzt auch mehr Produkte und brauchen bessere Verkaufsbedingungen. Darum haben wir – das ist vor 25 Jahren gewesen – diesen Hofladen hier in dem alten Kuhstall ausgebaut und seitdem hat sich das ständig weiterentwickelt.
Was schätzen die Kunden an Ihrem Hofladen?
Für den Kunden ist es wichtig, dass die Produkte Merkmale mitbringen, die so schnell niemand anders leisten kann. Die ganze Wertschöpfung unserer Produkte wird auf dem Hof erbracht, wodurch der Kunde die einzelnen Arbeitsschritte sehen kann: Für unser Brot beispielsweise, das meine Frau bäckt, wird das Getreide hier ausgesät, geerntet, gereinigt und frisch gemahlen. Auch die Energie steht mit dem Holzofen hier vor Ort zur Verfügung. Das schafft Vertrauen und Vertrauen ist heute ein wesentliches Merkmal für Kaufentscheidungen.
Und schon allein das Verkaufskonzept eines Hofladens an sich ist außergewöhnlich: Wo gibt es denn heute noch einen Verkäufer? Es gibt bestenfalls noch einen Kassierer, aber selbst das wird immer weniger. Zum Hofladen gehört das dazu. Der Kunde will die Menschen hinter den Produkten sehen.
Was erleichtert das Betreiben des Hofladens?
Wir haben keine endlosen Öffnungszeiten, was ich persönlich auch im Rückblick wieder so machen würde, denn das wäre zeitlich mit dem Bauernhof nicht stemmbar und sonst bräuchte es beinahe ein Vollsortiment. Es ist wichtig, den Laden in den Öffnungszeiten ordentlich aufgestellt zu haben und vor allem regelmäßig offen zu haben. Der Kunde würde es uns übelnehmen, wenn er sich auf den Weg macht, aber nach Lust und Laune geöffnet ist.
Und ein ganz tolles Konzept, das ich an Landwirte weiterempfehlen kann, ist auch die Verbrauchergemeinschaft in Dresden, an die wir 60 Prozent unserer Menge verkaufen. Wir sind dort Mitglied und haben Genossenschaftsanteile. Der VG Dresden ist es auch zu verdanken, dass sich im Großraum Dresden so viele Biobetriebe gründen und erhalten konnten, weil sie sich die Mühe machen, auch von vielen kleinen Produzenten zu bestellen.
Spiegelt sich der Tourismus in der Sächsischen Schweiz in Ihrem Kundenstamm wider oder ist die abgelegene Lage ein Nachteil?
Es ist beides. Wir sind in erster Linie abgelegen und wurden belächelt, als wir gesagt haben, dass wir einen Hofladen eröffnen möchten. Aber gerade der naturnahe Tourismus interessiert sich für regionale Produkte und da sind Hofläden auch ideale Ausflugsziele. In der Hinsicht bringt uns die Tourismusregion schon etwas; um allein darauf zu zielen, müsste man schon in die Tourismuszentren gehen.
Was wird die größte Herausforderung in Zukunft sein?
Die größte Herausforderung wird sein, Menschen zu finden, die dieses Projekt mit uns weiterführen. Wir arbeiten immer sehr viel mit Auszubildenden zusammen, dann haben wir auch immer wieder Freiwillige, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr machen. Da ist es ganz klar: Das ist ein Kommen und Gehen. In den letzten Jahren hat das gut funktioniert, aber man merkt auch, dass es in letzter Zeit stottert, weil einfach viel weniger junge Leute da sind. Im Moment sind wir hier gut besetzt, aber alles muss irgendwann mal weitergegeben werden.
In unserer elften Folge des Formates „Regionalmarketing-Akademie“ sprachen wir bereits mit Bernhard Steinert über die Zusammenarbeit mit der Verbrauchergemeinschaft in Dresden, da 60 Prozent der eigenen Produkte dort verkauft werden.
Alle Interviews mit den Hofläden finden Sie auf unserer Webseite. Und schauen Sie gerne auch auf Instagram vorbei! Auch dort haben wir Beiträge zu den Hofladen-Interviews erstellt.