Herausforderung Hofladeneröffnung: Hofladen Gruschwitz

Für die Rubrik „Herausforderung Hofladeneröffnung“ besuchte unsere FÖJlerin Laura Restle sachsenweit Hofläden und interviewte die Hofladengründende bzw. -betreibende, um wertvolle Tipps zur Hofladeneröffnung und zum Betreiben eines eigenen Hofladens zu sammeln.

In Rützengrün – am östlichen Rand des Vogtlandes – besuchte unsere FÖJlerin den Bauernhof der Familien Schürer und Gruschwitz. Dort sprach sie mit Tina Schürer über den Hofladen, dessen Sortiment sich hauptsächlich aus dem Fleisch der hauseigenen Fleischerei zusammensetzt.

Außenansicht des Hofladens

Mein Urgroßvater hat den Hof 1937 gebaut – nach der DDR-Zeit haben meine Eltern dann dort eine Mutterkuhhaltung aufgebaut. Damals mussten sie einerseits finanziell, andererseits für Anerkennung kämpfen, weil es eben eine naturnahe Haltung ist, bei der die Rinder auch raus können. Es gab zum Beispiel Beschwerden von Bürgern, die sich an das Veterinäramt gewendet haben: Die Rinder sind im Winter im Schnee und das – so dachten sie – könne doch nicht zulässig sein. Wir hatten viel Besuch von den Behörden, die erkannt haben: Die Rinder können rein in den Stall, sie sind freiwillig draußen und das ist eine artgerechte Haltung.

Ab 1993 wurden einmal im Monat ganze Fleischpakete eines Tieres verkauft. Wir haben sie den Kunden gebracht. Im Laufe der Zeit wollten die Leute keine ganzen Pakete mehr, sondern nur noch einzelne Teile davon, weshalb wir uns 1998 ein eigenes Schlachthaus gebaut haben. Und da wir am Anfang nur das Rindfleisch hatten, haben die Leute angefragt, ob wir auch Wurst hätten und Schwein. Und so sind mit der Zeit immer mehr Tierarten dazu gekommen, weil wir das im Hofladen anbieten, was von den Kunden nachgefragt wird.

Lage des Hofladens im Vogtland

Wir haben hier am Hof viele Tiere, aber nicht so viele von einer Art, dass es sich wirtschaftlich lohnt, die Tiere an eine Schlachtstätte zu verkaufen.

Andere Landwirte, die nur eine Tierart halten und von dieser Art sehr viele Tiere haben, sind allerdings total von den Preisen anderer abhängig. Das haben wir durch die Direktvermarktung nicht: Es gibt keine Schlachtstätte dazwischen und kein Großhändler, weshalb wir in der Preisgestaltung viel flexibler sind. So trägt sich auch der einzelne Stallplatz, der prinzipiell teurer ist.

Der Automat, welcher hauptsächlich mit den eigenen Eiern bestückt ist.

Unsere Hühner legen jeden Tag ihre Eier, aber wir haben nur alle zwei Wochen Verkaufstage, was nicht reicht, um alle Eier loszuwerden. Am Anfang hat der Verkauf der Eier gut mit einer Selbstbedienungstheke und einer „Kasse des Vertrauens“ geklappt, aber irgendwann kippte das und der Begriff „Selbstbedienung“ wurde falsch verstanden. Die Selbstbedienungstheke haben wir daraufhin geschlossen und ich habe versucht, jeden Tag den Laden offen zu haben. Das war keine Lösung, da die Kundenzahlen schwankten und nicht einschätzbar waren.

Durch den Automaten sparen wir an Personalkosten, er hat aber auch seine Nachteile: Er ist sehr pflegebedürftig und des Öfteren muss geprüft werden, ob etwas klemmt und ob Wechselgeld vorhanden ist, weshalb ich ihn nicht außerhalb des Hofes platzieren würde.

Einerseits wird der Dorftratsch hier im Hofladen ausgetauscht und es kommen gerade die Älteren, um zu plaudern – andererseits hat man im eigenen Laden noch mehr eine beratende Rolle, was zum Beispiel die Fleischzubereitung oder die Schnitte bei der Schlachtung betrifft.

Bei uns hat es sich bewährt, dass wir unsere Produktpalette nach den Kundenwünschen erweitert haben. Es gibt auch viele Direktvermarkter, die nur ein Produkt haben, wodurch sich aber die Frage stellt, wie weit man mit diesem einen Produkt kommt. Denn je breiter man aufgestellt ist, desto leichter kann man den Kundenumkreis erweitern, da die Hürde seitens des Kunden sinkt, extra anzufahren.

Alle Interviews mit den Hofläden finden Sie auf unserer Webseite. Und schauen Sie gerne auch auf Instagram vorbei! Auch dort haben wir Beiträge zu den Hofladen-Interviews erstellt.