Herausforderung Hofladeneröffnung: Hofladen Ladusch
Für die Rubrik „Herausforderung Hofladeneröffnung“ besuchte unsere FÖJlerin Laura Restle sachsenweit Hofläden und interviewte die Hofladengründende bzw. -betreibende, um wertvolle Tipps zur Hofladeneröffnung und zum Betreiben eines eigenen Hofladens zu sammeln.
In der Lausitz besuchte Laura Restle den Hofladen der Familie Ladusch und sprach mit der Hofladengründerin Ramona Ladusch. Neben dem Hofladen ist das Angebot des Hofes sehr vielfältig: Unter anderem gibt es eine Ferienwohnung, eine Scheune für Veranstaltungen, eine Bastelstube für kreative Kurse und ein Bauernhofmuseum.
Wie hat sich der Hofladen gegründet?
Im Jahr 1992 haben wir den Hof von meinen Eltern übernommen und mit unseren letzten Ersparnissen unsere ersten Galloways gekauft. 1996 haben wir gemerkt: „Oh, was machen wir denn jetzt damit? Jetzt sind sie schlachtreif!“ Und dann haben wir uns überlegt: Direktvermarktung. Das hochwertige Fleisch wollten wir nicht an einen Tierhändler verhökern. Einerseits, weil wir durch das Gewicht der Galloways in eine schlechte Preisklasse geraten wären; andererseits, weil wir damals von den Tiertransporten durch ganz Europa abgeschreckt waren.
Uns war bewusst, dass ein Hofladen mit dem Fleisch allein nicht funktioniert und da kam dann dieser Regionalgedanke: Wir wollen vieles, was in der Region an Kunsthandwerk typisch ist, hier in unserem Hofladen anbieten.
Was war in all der Zeit am herausforderndsten?
Die vermögensrechtliche Auseinandersetzung mit unserer Agrargenossenschaft (ehemals LPG) ging in die Hose. Da muss man in die Geschichte zurückgehen: 1960 mussten die damaligen Bauern, um Mitglied in der LPG werden zu können – was sie unterm Strich eigentlich gar nicht wollten – pro Hektar 1800 Mark Eintrittsgeld zahlen. Und um dieses Geld ging es. Das sollte laut Einigungsvertrag zu hundert Prozent an die Mitglieder ausgezahlt werden und das war im Grunde rechtlich ganz fest verankert, aber die LPG hatte ihre eigene Rechtsauffassung und hat uns nur zwanzig Prozent ausgezahlt.
Eines Tages bin ich an einen Anwalt geraten, der meinte, dass uns das Geld zusteht. E hat uns ganz bravourös unterstützt. Das war ein siebenjähriger Gerichtsstreit, bis das Geld auf dem Hof war. Am Ende waren es nicht einmal die hundert Prozent, denn wir mussten uns auf einen Kompromiss einlassen. Die Flächen hatten wir zu dieser Zeit wieder, aber das Geld hätten wir dringend gebraucht.
Welche Tipps haben Sie an Hofladengründende?
Mit dem Hofladen alleine würden wir in der Unbedeutsamkeit verschwinden. Wir haben es uns von Anfang an zum Prinzip gemacht, etwas Besonderes sein! Wir müssen für die Kundschaft interessant sein!
Es ist sicher wichtig, zu schauen, wie es andere machen, aber man darf seine Individualität nicht verspielen. Wenn ich ein Abklatsch von anderen werde, dann habe ich schon verloren. Es muss eine Sache geben, wo sich der Gründer ganz sicher ist: „Das ist mein Ding.“
Bei uns hat sich das entwickelt: Neben unserem Galloway-Fleisch und dem attraktiven Wurstsortiment bieten wir zum Beispiel auch Bastel-Veranstaltungen an.
Ein weiterer Tipp sind zusätzliche Dienstleistungen. So haben wir zum Beispiel eine Poststelle.
Und wenn sich jemand in dieses Abenteuer „Hofladen und Direktvermarktung“ stürzt, braucht man gute Leute. Einerseits braucht man Mitarbeitende, denen das Spaß macht. Man muss sie gut bezahlen, sie bei Laune halten und man muss auf ihre Familienverhältnisse Rücksicht nehmen. Andererseits musss man gucken, was der Partner sagt. Das muss man immer in der Gemeinschaft mit dem Partner machen. Das ist kein Selbstläufer, da braucht man den familiären Zusammenhalt.
Was auch wichtig ist, das ist ein Logo, damit der Wiedererkennungseffekt da ist. Bei uns ist es dieses Dach, das man auch auf unseren Etiketten findet.
Was müssen Hofladengründende an Charaktereigenschaften mitbringen?
Ehrlichkeit ist ganz wichtig. Wenn es mal irgendetwas nicht gibt, ist das nicht schlimm. Nicht anfangen zu mauscheln und den Leuten etwas unterzujubeln.
Es ist auch gut, wenn mal eine Sache nicht da ist, denn dann kommt die Erfahrung aus der DDR-Zeit hoch: „Wenn’s fehlt, dann ist es was Besonderes.“ Und die Menschen werden lernen, dass nicht immer alles da ist.
Man muss die Menschen mögen. Es darf nicht so sein, dass man schon im Voraus Angst vor jedem Gespräch hat. Es wird auch sowas wie Reklamationen geben. Wenn sowas kommt, ist das nie schön, aber man darf nie die Kundschaft verärgern, auch wenn man dann keinen Riesengewinn mehr hat. Man darf nie voll gewinnorientiert handeln, da muss man das gesunde Mittelmaß finden.
Zuletzt ist Risikobereitschaft auch wichtig. Es könnte schwierig werden, wenn ein Mensch nur von Erfolg verwöhnt ist.
Alle Interviews mit den Hofläden finden Sie auf unserer Webseite. Und schauen Sie gerne auch auf Instagram vorbei! Auch dort haben wir Beiträge zu den Hofladen-Interviews erstellt.