Die AgiL stellt sich vor | Dr. Madlen Stimming – Beraterin für regionale Wertschöpfungsketten
Monatlich stellen wir ein Teammitglied der AgiL vor. Dr. Madlen Stimming ergänzt seit September das Team im Bereich Beratung für regionale Wertschöpfungsketten und stand uns für ein Interview zur Verfügung.
Welche Aufgabenschwerpunkte hast Du bei der AgiL?
Mein Schwerpunkt liegt in der Beratung für regionale Wertschöpfungsketten in Sachsen mit Fokus auf die Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln. Ein erstes größeres Projekt mit dem Geopark Porphyrland stellt außerdem die Verknüpfung zwischen regionalen Lebensmitteln und der Tourismusbranche her. Hier unterstütze ich insbesondere bei der Lebensmittelkennzeichnung der sogenannten „GeoGenuss-Produkte“.
Generell steht zu Beginn immer die Analyse des Unterstützungsbedarfs, also „wo genau hakt es?“. Darauf basierend wird ein Beratungsangebot ermittelt, welches dann möglichst viele Akteure einer Wertschöpfungskette mit einbezieht, z. B. in Form von Werkstätten zur Produktentwicklung.
Zusammen mit meinen Kolleg:innen organisiere ich die Regionalmarketing-Akademie. Hier werden Themen aufgegriffen, die sich wiederholt aus Beratungsgesprächen ergeben und dann für ein breites Publikum aufbereitet werden. Vernetzung und Wissenstransfer, möglichst praktisch und „leicht verdaulich“, ist eine meiner Schlüsselaufgaben.
Spannend für mich ist, bereits in so einer frühen Phase des Agenturaufbaus dabei zu sein und Themenschwerpunkte noch selbst mitgestalten zu können. Ab Januar werde ich mich um den Social Media Auftritt von AgiL bei Instagram kümmern.
Was für einen Ausbildungshintergrund hast Du und was waren Deine beruflichen Stationen, bevor es Dich zur AgiL verschlagen hat?
Ich bin Ernährungswissenschaftlerin. Nach dem naturwissenschaftlich ausgerichteten Studium in Jena lockte mich eine sehr praxisbezogene klinische Studie an das Forschungsinstitut für Kinderernährung nach Dortmund. In dem aufwendigen interdisziplinären Projekt ging es um die Optimierung der Nährstoffversorgung von Säuglingen. Generell finde ich es faszinierend, welchen Einfluss einzelne Nährstoffe auf die Entwicklung nehmen können, aber auch wie alle Komponenten zusammenwirken. Das macht die Forschung in den Ernährungswissenschaften so komplex und aufwendig. Es ist aber unabdingbar für evidenz-basierte Ernährungsempfehlungen.
Nach der Promotion wollte ich mein Wissen über Säuglingsernährung auf Unternehmensseite anwenden. So gelangte ich nach Bremen zu einem Hersteller von Babynahrung. Die verschiedenen Interessen der internen Abteilungen insbesondere Vertrieb, Produktentwicklung, Lebensmittelrecht, sowie externen Agenturen unter einen Hut zu bekommen war eine spannende Herausforderung in meiner Schnittstellenrolle als Produktmanagerin im Marketing.
Die letzte berufliche Station führte mich nach Jena zurück. Am Uniklinikum kümmerte ich mich um die Gründung eines “Onkologischen Spitzenzentrums” zusammen mit dem Uniklinikum Leipzig. Zu meinem Tagesgeschäft als Projektleiterin gehörte z. B. das Vernetzen verschiedenster Akteure, um Kooperationen für den gemeinsamen Projektantrag anzuregen.
Ich freue mich, meine Erfahrungen im Projektmanagement & Marketing und mein ernährungswissenschaftliches Fachwissen bei AgiL einzubringen – für Lebensmittel aus Sachsen. Ich stamme gebürtig aus dem Altenburger Land/Thüringen und verstehe Sachsen als meine weitergefasste Heimat.
Womit beschäftigst du dich aktuell neben deiner Tätigkeit bei AgiL?
Ich bin Mitglied im Nutrition Expert Circle von Nutrition Hub Berlin, der „Expert:innen-Community und Think Tank für die Zukunft der Ernährung – nachhaltig und gesund für Menschen und unseren Planeten“. Die Aktivitäten von Nutrition Hub sind vielfältig. Einmal im Jahr – immer im Januar – wird zum Beispiel der Trend Report veröffentlicht.
Beruflich wie privat habe ich Spaß daran neue Ernährungstrends zu entdecken und auszuprobieren. Ich koche ausgesprochen gerne und mache meine Mahlzeiten zum täglichen genussvollen Erlebnis. Als Neu-Leipzigerin erkunde ich gerade die Leipziger Gastro-Szene mit ihren vielen Neudenker:innen; jungen Menschen, die Ideen mutig umsetzen und einen langen Atem haben.
Außerdem bin ich so oft es geht auf Reisen, auch hier spielt Essen für mich eine wichtige Rolle. Die Ess- und Kochkultur anderer Länder zu entdecken, bereitet mir große Freude und empfinde ich als Lebensbereicherung. Ich finde es spannend, wie Lebensmittel immer wieder neu und lokal angepasst interpretiert werden. So stammt beispielsweise Tempeh aus Indonesien. Sojabohnen werden herfür mit einem Schimmelpilz versetzt. Tempeh wird aber auch in Leipzig hergestellt aus der regionalen Lupine.
Für welche Themen brennst Du ganz besonders?
Für die Ernährungsthemen der Zukunft, die jetzt schon auf dem Tisch liegen, die teils aber noch sehr aufklärungsbedürftig sind – Hülsenfrüchte, Mikroalgen, uvm. Da schlummern so viele Potentiale, bei denen aber jetzt noch die Nase gerümpft wird.
Für eine vollwertige Ernährung für alle brauchen wir innovative Lösungen, die teils schon als Pilotprojekte vorliegen, aber aus verschieden Gründen noch nicht marktreif sind. Ernährungsbildung der Gesellschaft, die für mehr Wertschätzung, Begeisterung, Aufgeschlossenheit sorgen kann, sehe ich als einen wichtigen Hebel. Das geschieht aber nicht von heute auf morgen.
Da ich selbst als Wissenschaftlerin tätig war, weiß ich um den gigantischen Aufwand, der (global) in der Ernährungsforschung betrieben wird. Der Transfer in dem Alltag gelingt jedoch nur schwer. Dass Forschungsergebnisse nicht in Schublade verschwinden, dafür möchte ich mich einsetzen.