Erfolgreiche Hofläden – Tipps zum Gründen und Bestehen

Für die Rubrik „Herausforderung Hofladeneröffnung“ besuchte unsere FÖJlerin Laura Restle sachsenweit sieben Hofläden und sprach mit den Betreibenden über Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der Gründung sowie beim alltäglichen Betreiben des Hofladens.

Nach Abschluss der sieben Interviews lassen sich aus den Erfahrungen der Hofladenbetreibenden Tipps für die eigene Hofladengründung bzw. für das alltägliche Betreiben des Hofladens ableiten. Diese Zusammenstellung ergibt sich aus der Betrachtung der sieben Einzelfälle und stellt eine persönliche Zusammenstellung von Laura Restle dar. Weniger besteht ein Anspruch auf Vollständigkeit oder Übertragbarkeit auf alle Einzelfälle in Sachsen, viel eher soll die Zusammenstellung zum Nachdenken anregen und praktische Tipps geben.

Um die Tipps zu gliedern, wurden insgesamt fünf Kategorien erstellt:

  1. Standort und Öffnungszeiten
  2. Innengestaltung
  3. Sortiment
  4. Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten
  5. Marketing

Die Kategorien mit den jeweiligen Tipps werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt.

5 Tipps zum Gründen und Bestehen von Hofläden

1. Standort und Öffnungszeiten

Ein Hofladen, der in den meisten Fällen auch geographisch an einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb gebunden ist, sollte im Idealfall nicht zu abgelegen sein, damit er sowohl mit dem Auto als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß leicht erreichbar ist. Gleichzeitig sollten vor Ort ausreichend Parkmöglichkeiten für die Kundschaft bereitgestellt werden. Um die Hürde seitens der Kundschaft zu nehmen, anzureisen, bieten sich zudem zusätzliche Dienstleistungen wie eine Poststelle oder ein Hofcafé an.

Das Vorhalten ausgedehnter Öffnungszeiten ist aufgrund von personellen Ressourcen nur schwer umsetzbar und auch nicht immer ökonomisch effizient. Eingeschränkte Öffnungszeiten müssen jedoch per se nicht nachteilig sein. Die Öffnungszeiten für den Hofladen können reduziert werden. Wichtig ist es jedoch, dies klar mit der Kundschaft zu kommunizieren und regelmäßig offen haben. Auch Abweichungen von Öffnungszeiten, z.B. wegen Urlaub, sollten möglichst klar und langfristig kommuniziert werden. Als Alternative für tägliche Öffnungszeiten eignen sich Automaten, telefonische Bestellmöglichkeiten oder ein Online-Shop.

2. Innengestaltung

Bevor der Aufbau des Hofladens geplant wird, empfiehlt es sich, andere Hofläden zu besichtigen, um einerseits Inspiration für die eigene Konzeption zu finden und andererseits ein Alleinstellungsmerkmal des eigenen Hofladens in der Region herauszuarbeiten. Bei der anschließenden Erarbeitung des Konzeptes ist neben der geeigneten Präsentation der Ware, der Beleuchtung, der Laufwege, der sanitären Einrichtungen etc. außerdem zu beachten, dass die Bezeichnung „Hofladen“ bei der Kundschaft eine Idealvorstellung der Räumlichkeiten erzeugt und das „Bäuerliche“ nicht untergehen sollte. Alternative Namen könnten im Gegensatz „Dorfladen“, „Regionalladen“ etc. sein, mit denen andere Vorstellungen verknüpft werden.

Weil ein Hofladen zumeist geographisch an einen landwirtschaftlichen Betrieb angebunden ist, hat die Kundschaft die Möglichkeit, die Verarbeitungsschritte der angebotenen Produkte nachzuverfolgen. Diese Transparenz und Ursprünglichkeit, die bei herkömmlichen Supermärkten oder Discountern nicht gegeben ist, schafft Vertrauen: Einerseits bietet die schon bestehende Architektur des Hofes die Möglichkeit dafür, dass die Kundschaft im Laden einen direkten Blick beispielsweise in die eigene Bäckerei oder Käserei werfen kann. Andererseits kann die Kundschaft die Wertschöpfungskette der Produkte noch weiter nachvollziehen, indem die Möglichkeit gegeben wird, den Anbau auf dem Feld und die Haltung der Tiere zu betrachten.

3. Sortiment

Um sich von herkömmlichen Supermärkten und der Konkurrenz abzugrenzen, sollte die Individualität des Hofladens beispielsweise durch bestimmte (Eigen-)Produkte oder spezielle Angebote im Hofladen herausgearbeitet werden. Doch nicht nur diese Eigenheiten können der Kundschaft das Gefühl von Exklusivität vermitteln, sondern auch die Tatsache, dass nicht immer alle Produkte verfügbar sind, was bei der eigenen Produktion durchaus vorkommen kann, wobei natürlich auch auf zugekaufte Produkte zurückgegriffen werden kann. Dabei bietet es sich jedoch besonders an, den Fokus auf regionale und/oder Bio-Produkte zu legen, da sich in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach Bioprodukten erhöht hat (Quelle: GfK Consumer Panel FMCG CP + 2.0) und, wie bereits erwähnt, durch den Namen „Hofladen“ oder „Regionalladen“ Idealvorstellungen seitens der Kundschaft erzeugt werden.

Die Sortimentsplanung ist nicht nur von der Verfügbarkeit und Saisonalität verschiedener Lebensmittelgruppen abhängig, sondern vor allem von der Struktur der Kunden: Analysiert werden muss einerseits, wer die Kundschaft ist (Familien mit Kindern, Senior:innen, Haustierhaltende, Mitarbeitende einer örtlichen Produktionsstätte etc.), andererseits, was sie wann benötigt (Mittagsimbiss, Berücksichtigung der Grill- und Einkochzeit, Feiertage, Veranstaltungen etc.). Erfahrungen der Hofladenbetreibenden zeigen: Je größer die Vielfalt im Sortiment ist, desto geringer ist die Hürde seitens der Kundschaft, den Laden aufzusuchen.

4. Förder- & Unterstützungsmöglichkeiten

Für den Hofladen können verschiedene Fördermittel beantragt werden, wobei viele Fördermöglichkeiten nicht spezifisch auf den Hofladen, sondern vielmehr auf den gesamten landwirtschaftlichen Betrieb ausgerichtet sind.

Bundesweit gibt es zinsgünstige Förderdarlehen von der „Landwirtschaftlichen Rentenbank“ beispielsweise für die regionale Lebensmittelproduktion oder für die Hofnachfolge und Existenzgründung. Weitere Möglichkeiten, wie Förderungen für Hoffeste und Veranstaltungen, die das Marketing des Hofladens unterstützen, finden Sie auf unserer Webseite.

Für Beratung und Unterstützung bei der Gründung des Hofladens können Existenzgründerseminare belegt oder andere Angebote diverser Gründungsinitiativen wahrgenommen werden. Eine überblicksartige Zusammenstellung dieser Initiativen in Sachsen finden Sie auf unserer Webseite.

5. Marketing

Da ein Hofladen für einen großen Teil der Kundschaft nicht nur eine reine Einkaufsmöglichkeit, sondern auch ein Ort der Begegnung ist, können eigene Veranstaltungen für die Sichtbarmachung des Hofladens genutzt werden. Darunter fallen zum Beispiel Führungen über den Hof, Hoffeste oder Workshops. Sind die Kapazitäten auf dem Hof vorhanden, so kann es sich durchaus lohnen, Räumlichkeiten für regelmäßige Veranstaltungen einzurichten. Auch externe Veranstaltungen oder Angebote, wie ein Wochenmarkt, Dorffest, Wettbewerb oder eine Messe, können für das eigene Marketing genutzt werden. Dies wird als Teil einer Regionalvermarktungsinitiative (Bsp.: „Gutes von hier.“, „Die Lausitz schmeckt“, „Heimatgenuss Erzgebirge“) erleichtert.

Besonders bei der Teilnahme an externen Veranstaltungen spielt der Wiedererkennungseffekt bei der Kundschaft eine entscheidende Rolle, weshalb ein durchgängiges Logo für den Hofladen und die eigenen Produkte anzuraten ist. Zudem ist es heute beinahe unabdingbar, auch im Internet, beispielsweise durch eine eigene Webseite oder ein Instagram-Profil, vertreten zu sein. Eine Alternative bzw. Ergänzung zu einer eigenen Online-Präsenz könnte es sein, sich auf externen Portalen, wie Online-Hofladen-Findern, Tourismus-Webseiten oder „Kauf beim Bauern“, zu präsentieren. Um die ältere Generation zu erreichen, eignen sich klassische Printmedien, wie Zeitungen oder Flyer.

Alle vorangegangenen Interviews mit den Hofläden finden Sie auf unserer Webseite. Und schauen Sie gerne auch auf Instagram vorbei! Auch dort haben wir Beiträge zu den Hofladen-Interviews erstellt.