Regionale Milchverarbeitung in Sachsen: Ergebnisse einer AgiL-Befragung

Im Sommer 2024 führte AgiL eine Online-Befragung sächsischer Hofmolkereien und Hofkäsereien durch. Ziel war es, einen Einblick in die Struktur der Betriebe zu erhalten, um diese gezielter unterstützen und vernetzen zu können. Mit der Befragung hat AgiL einen generellen Überblick über die Branche in Sachsen gewonnen. Einige Ergebnisse der Befragung stellen wir Ihnen hier vor.

Die AgiL hat die Wertschöpfungskette Milch im Jahr 2024 als eines ihrer Handlungsfelder ausgewählt. Ziel ist es, die Hofmolkereien und Hofkäsereien in Sachsen durch Information, Vernetzung und Beratung gezielt zu unterstützen. Dazu führte AgiL unter anderem einen „Runden Tisch regionale Milchverarbeitung“ im Rahmen der agra 2024 durch, aus dem bereits Kooperationen zwischen den Akteuren entstanden sind.

Online-Befragung sächsischer Hofmolkereien und Hofkäsereien

Um die weitere Arbeit in diesem Handlungsfeld zielgerichtet leisten zu können, führte AgiL im Sommer 2024 eine Online-Befragung unter sächsischen Hofmolkereien und Hofkäsereien durch. Das Ziel war es, einen tieferen Einblick in die Struktur der Branche zu bekommen. In 32 Fragen wurden betriebsspezifische Informationen unter anderem zu Verarbeitungskapazitäten, technischer Ausstattung und speziellen Unterstützungsbedarfen erhoben.

Insgesamt standen für die einzelnen Fragen verwertbare Antworten von 15 bis 20 Betrieben zur Verfügung. Sechs der Betriebe, die an der Befragung teilgenommen haben, wirtschaften ökologisch. Die teilnehmenden Betriebe und ihre Vertriebsgebiete sind über ganz Sachsen verteilt und verarbeiten hauptsächlich Kuhmilch. Jeweils zwei Betriebe gaben an, teilweise oder ausschließlich, Schaf- bzw. Ziegenmilch zu verarbeiten. Die Betriebe wurden zur Umfrage per E-Mail, über Social-Media-Kanäle sowie über eine Weiterleitung durch Branchenverbände eingeladen.

Die regionale und handwerkliche Milchverarbeitung stellt sowohl im ökologischen, als auch im konventionellen Bereich eine wichtige Säule der Direktvermarktung in Sachsen dar. In Sachsen verarbeiten ca. 40 Hofmolkereien und Hofkäsereien regionale Milch zu qualitativ hochwertigen und einzigartigen Molkerei- und Käseprodukten.

Mit den Ergebnissen konnte AgiL einen Überblick über die Branche in Sachsen gewinnen. Einige Ergebnisse dazu stellen wir Ihnen im Folgenden kurz vor.

Breite Produktsortimente

Häufigkeit in % bezogen auf die Anzahl der Teilnehmenden, n=17

In den Ergebnissen der Erhebung zeigt sich deutlich, dass von sächsischen Hofmolkereien und Hofkäsereien eine breite Produktvielfalt angeboten wird.

Angeboten werden zum Beispiel Schnittkäse (65 Prozent), Weich- und Frischkäse (jeweils 59 Prozent), Joghurt und Quark (ebenfalls jeweils 59 Prozent), aber auch Speiseeis (35 Prozent) Butter (29 Prozent) oder Sahne (24 Prozent).

Es ist zu beachten, dass zu den aufgeführten Produkten noch eine Vielzahl von Unterkategorien hinzukommt, beispielsweise verschiedene Sorten Schnitt- oder Weichkäse. Im Durchschnitt stellen die befragten Betriebe sieben der abgefragten Produkte bzw. Produktkategorien her und haben damit auch innerbetrieblich ein breites Produktsortiment.

Diversität auch in Vertriebswegen

Häufigkeit in % bezogen auf die Anzahl der Teilnehmenden, n=15

80 Prozent der Befragten betreiben ein eigenes Geschäft, in dem sie ihre Produkte anbieten. Die Bedeutung dieses Vertriebsweges zeigt sich in den Ergebnissen einer anderen Frage, wonach im Durchschnitt knapp die Hälfte der Produkte eines Betriebes im eigenen Geschäft verkauft werden. Allerdings sind auch andere Vertriebskanäle relevant: So geben 73 Prozent der Befragten an, den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit ihren Produkten zu beliefern.

Die im LEH abgesetzte Menge schwankt über die Betriebe stark. Bei der Mehrzahl liegt diese zwischen 10 Prozent und 40 Prozent, während einige, vor allem vergleichsweise große Betriebe fast 100 Prozent ihrer Produkte über den LEH absetzen. Im Durchschnitt bespielen die Betriebe allerdings mindestens vier Vertriebskanäle.

Die Befragung ergab auch, dass ein starkes Interesse unter den Befragten besteht, den Vertrieb über andere Regionalvermarkter und Hofläden auszubauen. So geben 77 Prozent an, dass sie mehr Produkte über diesen Vertriebsweg absetzen möchten.

Häufigkeit in % bezogen auf die Anzahl der Teilnehmenden, n=15

Personalverfügbarkeit ist größte Herausforderung der kommenden Jahre

Wie auch in vielen anderen Branchen sehen die Befragten die Verfügbarkeit von Personal als zentralstes Problem der kommenden Jahre an.

Durch die handwerkliche Herstellung und die Diversität der Vertriebswege ist der Personaleinsatz in der Regel beträchtlich. Beispielsweise sind eigenes Ausliefern, Marktstände oder lange Öffnungszeiten des eigenen Geschäftes sehr zeitaufwendig.

Eine zusätzliche Herausforderung stellt das beschriebene Auseinanderdriften von Produktions- und Verkaufspreis/Zahlungsbereitschaft dar. Für viele Betriebe ist es dadurch schwierig, wettbewerbsfähige Löhne zu zahlen.

Kooperationen als Perspektive?

Häufigkeit in % bezogen auf die Anzahl der Teilnehmenden, n=16

Gefragt nach der Auslastung der Produktionskapazitäten gaben 69 Prozent der Befragten an, ihre Produktionskapazitäten seien nicht ausgelastet. Hier könnte ein Potenzial für Lohnverarbeitung in Dienstleistung und Spezialisierungsvorteile liegen. Beispielsweise könnte die Lohnverarbeitung zu einem Produkt, auf das die jeweilige Hofmolkerei/Hofkäserei spezialisiert ist, zu einer besseren Auslastung der Kapazitäten führen. Auch die Produktion für Betriebe mit Direktvermarktung, aber (noch) ohne eigene Milchverarbeitung ist denkbar.

Knapp die Hälfte der befragten Betriebe kann sich vorstellen, für andere Betriebe in Dienstleistung Milch zu verarbeiten oder tut dies bereits. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass dies häufig insbesondere durch Fragen der Logistik (frische Milch muss zur jeweiligen Verarbeitungsstätte gebracht werden) und hygienische Anforderungen im Umgang mit frischen Produkten erschwert wird.

Ein Drittel der Betriebe gab zudem an, bereits mit anderen Produzentinnen und Produzenten zu kooperieren. Als Beispiele wurden hier vor allem Logistik und der wechselseitige Verkauf von Produkten bzw. die Erweiterung des Produktsortiments genannt.

Vielfältige Potenziale zur Zusammenarbeit

In Sachsen wird eine große Vielfalt an Milch- und Molkereiprodukten von Hofmolkereien und Hofkäsereien hergestellt. Die Vertriebswege sind vielfältig und reichen vom Hofladen bis zum Lebensmitteleinzelhandel. Als größte Herausforderung für die kommenden Jahre wird die Verfügbarkeit von Personal angeführt.

Auf Grundlage der Befragung lässt sich festhalten, dass es im Bereich der regionalen und handwerklichen Milchverarbeitung in Sachsen reichlich Potenziale zur Zusammenarbeit gibt. Bereiche, in denen Kooperationen vielversprechend sein können, sind neben der Lohnverarbeitung und der wechselseitigen Erweiterung des Produktsortimentes speziell die Logistik sowie der gemeinsame Zugang zu neuen Vertriebswegen. In Sachsen bestehen bereits positive Beispiele für erfolgreiche Kooperationen. Trotzdem gab der Großteil der befragten Betriebe an, noch nicht gezielt mit anderen Hofmolkereien und Hofkäsereien zu kooperieren.

Sie haben Rückfragen?

Die AgiL wird die sächsischen Hofmolkereien und Hofmolkereien auch weiterhin tatkräftig durch Beratung, Information und Vernetzung unterstützen.

Wenn Sie spezifische Fragen zu dieser Befragung oder Informations-, Vernetzungs- oder Beratungsbedarf haben, melden Sie sich gerne bei unserem zuständigen Berater Konstantin Klein.

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Konstantin Klein

Beratung für regionale Wertschöpfungsketten

Schwerpunkte: Fleisch & Milch, Leguminosen,
Betriebswirtschaft, systemische Prozessbegleitung

0151 170 399 01
k.klein[at]agilsachsen.de

Weiterführende Informationen

 In den vergangenen Jahren wurden in Sachsen verschiedene Studien und Projekte zum Thema der regionalen Milchverarbeitung durchgeführt. Erfahren Sie hier mehr zum Thema:

LfULG (2025): Leitfaden Nachhaltigkeit in der Milchproduktion und -verarbeitung
LfULG (2025): Leitfaden Kundenbefragung in der Direktvermarktung
LfULG (2024): Wie regional is(s)t Sachsen? Zweite Verbraucher- und Marktstudie
LfULG (2023): Studie zu Potenzialen und Handlungsmöglichkeiten zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung in der sächsischen Land- und Ernährungswirtschaft (PauLa)
LfULG (2022): Alternativen in der Milchvermarktung: Vermarktungsalternativen zur Verbesserung der Wertschöpfungskette Milch für Kühe, Schafe und Ziegen
LfULG (2022): Ökonomie der alternativen Milchvermarktung